Inneres Team

Unsere Persönlichkeit, unser Charakter besteht aus vielen Anteilen. Meiner Erfahrung nach „erwerben“ wir einen großen Teil dieser Anteile im Laufe unseres Lebens, mit manchen werden wir geboren.
Sie alle zusammen bilden unser Inneres Team.

Manche Anteile sind uns bekannt. Wir können sie sofort benennen, wenn wir gefragt werden, was macht Dich aus?

Mir fallen folgende Dinge zu mir sofort ein: ich bin emphatisch, neugierig, wissbegierig, gehe den Dingen auf den Grund, bin ungeduldig, daher schnell genervt, gleichzeitig geduldig, verbindend, Harmonie herstellend, humorvoll,  usw.

Und dann gibt es noch die Anteile, die uns nicht bewusst sind, die aber eine wichtige Stimme in unserem Inneren Team haben. Ja, die viele unserer Verhaltensweisen und Reaktionen direkt und unmittelbar steuern.
Diese Anteile entstehen nach meiner Meinung, wenn es Situationen in unseren Leben, sprich in unserer Zeit im Mutterleib, in der Kindheit, oder auch noch in der Pubertät (dort aber seltener), gegeben hat, wo subjektiv direkt unser Überleben oder die Zugehörigkeit zur Familie und damit indirekt unser Überleben gefährdet waren.
Ich schreibe bewusst subjektiv, weil unser Erleben als Embryo oder Kind tatsächlich so war, dass unser Überleben gefährdet ist. Ob das der Realität entsprach, ist nur sekundär von Bedeutung. Unser Empfinden war so, es ist gefährlich, ich könnte sterben.

Noch ein Merkmal ist mir aufgefallen:
Je jünger wir waren, je bedrohlicher die Situation war, desto unbewusster,  schwieriger aufzuspüren und desto manifestierter in unserem Verhalten sind die jeweiligen inneren Anteile.

Aus dieser „Lebensbedrohung“ resultieren die unterschiedlichsten, teilweise  völlig automatisch ablaufenden Verhaltensweisen.  Als Embryo so Dinge wie: Anpassung, Bewegungslosigkeit – Erstarrung, Hungern und noch mehr.

Als Kind alle Möglichen: Festhalten, Mauern hoch, Abwehr, Clown spielen, die Erwachsene sein, Ersatzmutter für die Geschwister, ganz still und unauffällig sein, nicht lästig fallen usw.
Aber auch die gleichen wie oben, wobei eins der wichtigsten mit Sicherheit Anpassung ist, an die Eltern, an die Familie (Gruppe), oft auch entgegen dem eigenen Charakter oder der eigenen Fähigkeiten (ich kann als Mädchen zum Beispiel beim besten Willen kein Junge sein, nur weil sich die Eltern verzweifelt einen Jungen gewünscht haben, ich kann aber so tun als ob), ich bin still, obwohl ich eigentlich ein Wirbelwind bin, ich bin extrovertiert, obwohl ich eigentlich ein ruhiger Charakter bin usw. Die Liste ist lang und viele können sich hier ihre eigenen Verhaltensweisen dazu denken.

Um es noch einmal ganz klar zu sagen, wir eignen uns (oder es entsteht) ein Verhalten, eine Reaktion an, um unser Überleben zu garantieren.

Wenn wir als erwachsene Person nun in eine Lage kommen, in denen der Teil unseres Inneren Teams, der aus einer solchen „Bedrohungslage“ entstanden ist, der also unser Leben „rettete“ aktiviert wird, dann verhalten wir uns wie in der Kindheit:
Achtung, Achtung Lebensgefahr, Mauer hoch, in Angriffsposition, zurückschießen…
Achtung, Achtung Lebensgefahr, sich klein machen, still sein…
Achtung, Achtung Lebensgefahr, Erstarrung, nicht bewegen…
als Beispiele.

Als erwachsener Mensch gibt es einen Haken bei diesem Verhalten.
Ich befinde mich im Normalfall z.B. in einem Streit mit meinem Partner nicht in Lebensgefahr, es kann sich aber für einen Anteil von uns so anfühlen und der übernimmt automatisch dann das Ruder.
Und dem Partner geht es genau so.
Dann stehen sich zwei Fünfjährige gegenüber und kämpfen ums Überleben, obwohl es in Wirklichkeit nur darum geht, dass der Müll rausgetragen werden muss.

Meine Arbeit beschäftigt sich in großen Teilen damit, sich dieser Anteile bewusst zu werden, seinem eigenen Verhalten auf die Spur zu kommen.
Denn nur wenn es mir bewusst wird, dass ich diese automatischen Reaktionen habe, kann ich 2 Dinge tun:
Ich überprüfe, ob ich sie noch brauche?
Ich stelle fest, ich bin jetzt erwachsen, ich muss in der Müllfrage nicht ums Überleben kämpfen, dann kann ich mich bei dem inneren Anteil bedanken, (denn er hat mir gute Dienste geleistet) und ihn gehen lassen. Danach kläre ich die Müllfrage auf erwachsene Art und Weise.
Oder, da ich jetzt um den Anteil weiß, kann ich jedes Mal neu entscheiden, ob ich auf ihn höre oder  anders handele, als er es tun würde. Gleichzeitig ist es wichtig, diesem inneren Anteil – man kann es auch inneres Kind nennen – zu sagen, dass er in Sicherheit ist und dass er sich nicht mehr kümmern muss, weil dies jetzt mein erwachsenes Ich übernimmt.
Dieses Verhalten kommt bei existentiellerer Fragen zum Tragen als bei der Müllangelegenheit.

 

Zusammenfassung:

Unser Inneres Team besteht aus zahlreichen einzelnen Anteilen. Viele davon sind unbewusst, früh in unserem Leben entstanden und mächtig.
Diese behindern uns manchmal in Beziehungen, bei Entscheidungen, in unserer Entwicklung.
Wenn es uns gelingt, z.B. in einer Aufstellung, uns ihrer bewusst zu werden, dann erlangen wir die Möglichkeit andere Entscheidungen zu treffen, als sie treffen würden.
Wir gewinnen ein großes Stück an Selbstbestimmung und Freiheit dazu.


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